Diakon Johannes Meyer wird mit einem Gottesdienst am 22. März in den Ruhestand verabschiedet

Nachricht 22. März 2024

„In meinem ganzen Berufsleben habe ich wohl niemals vier Stunden hintereinander am Schreibtisch verbracht“, sagt Diakon Johannes Meyer mit seinem so typischen, verschmitzt-freundlichen Lächeln. Nein, Johannes Meyer war eher dort anzutreffen, wo er sein Arbeitsfeld sah: nah bei den Menschen. Im Sprachcafé, umringt von Deutsch lernenden ukrainischen Flüchtlingen, im Bauwagen der damaligen Kirchengemeinde Ledeburg-Stöcken, mit der Gitarre ein Lied anstimmend, oder in der Mobilen Fahrradwerkstatt zwischen schraubenden Ehrenamtlichen. Kreativität, Dynamik, Herzenswärme, Kontaktfreude, Offenheit und Gottvertrauen sind nur einige der charakteristischen Eigenschaften des Mannes, der besonders in seinen letzten Berufsjahren die Flüchtlingsarbeit des Kirchenkreises Hannover entscheidend mitgeprägt hat.

Meyer wurde 1958 in Lemgo geboren, wuchs in Hameln auf und studierte in Fulda Sozialpädagogik. Nach seiner ersten Arbeitsstelle in einem Pfälzer Jugendzentrum begann er ein berufsbegleitendes Studium der Religionspädagogik im damaligen Lutherstift Falkenburg. Praxis vermittelte die Tätigkeit in der Kinder- und Jugendarbeit der Kirchengemeinde Rodenberg. Als Diakon wurde er dann in der Kirchengemeinde Osterwald eingesegnet und arbeitete dort 18 Jahre lang in der Kinder- und Jugendarbeit. Gerne erinnert er sich an die Freizeiten mit Kindern beim Zirkus Belly, die der Gruppe auch schon mal eine Python-Schlange auf dem Abendbrottisch bescherte. Auch die Weihnachtslieder-Tour durchs Dorf, mit einem Tannenbaum auf einem von Kindern gezogenen Anhänger, brachte viel Spaß und Kontakt mit den Einheimischen. Eine eher stille Erinnerung ist die geistliche Begleitung der sterbenden Mutter des Belly-Zirkusdirektors.

2013 wechselte Meyer zum Kirchenkreis Hannover. Dort war er sowohl für Brennpunktarbeit im Roderbruch als auch für die Flüchtlingsarbeit zuständig. Unmöglich, alle Projekte aufzuzählen, die Meyer schnell, kreativ und unbürokratisch als Antwort auf aktuelle Notlagen und Bedürfnisse nicht nur Geflüchteter entwickelte: der „Diakonische Montag“ beispielsweise in Ledeburg-Stöcken, bei dem Bedürftige neben Lebensmittel aus der Tafel auch Kleidung, Beratung und Gesprächsangebote erhielten. Die Mobile Fahrradwerkstatt, bei der Ehrenamtliche gespendete Fahrräder für Geflüchtete aufarbeiteten und reihum vor den hannoverschen Flüchtlingsunterkünften präsent waren. Die Aktion „Wir helfen helfen“ zur Lebensmittel-Versorgung von nichtmobilen Menschen während der Corona-Pandemie. Das Impfpaten-Projekt, bei dem Ehrenamtliche Senioren zum Impfzentrum auf dem Messegelände brachten, „mit insgesamt rund 1000 Fahrten“, wie sich Meyer erinnert. Unterstützung bei Behördenangelegenheiten, Sprachkurse, Aufbau muttersprachlicher psychologischer Beratung, gerade die Ankunft der Flüchtlinge aus der Ukraine brachte noch einmal sehr viele Herausforderungen für das Flüchtlingsnetzwerk des Kirchenkreises, das Meyer mitgründete.

Was Johannes Meyer bei seinem kreativen und oft intuitiv geleiteten Handeln bewegt hat, formuliert er einprägsam. „Motto unseres diakonischen Handelns war ‚Nicht nur satt und sauber, sondern geliebt und gewollt‘“, sagt er. Bedürftige mit materiellen Gütern, Informationen und Beratung versorgen, natürlich, das war wichtig. Doch wo sich Hilfesuchende auch als Menschen gesehen, angesprochen und gewürdigt fühlen, da erst passiert für den Religionspädagogen wirklich Diakonie. Wer Johannes Meyer bei einer seiner Aktionen traf, konnte oft genug erleben, wie sein Motto Wirklichkeit wurde, oft nebenbei und ganz unspektakulär. Und es überrascht nicht, dass die Maxime des Theologen Dietrich Bonhoeffer für Meyer leitend war: „Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist.“  

Seinen persönlichen Rückblick auf die Berufszeit fasst Meyer knapp zusammen: „Ich konnte die ganze Zeit Gutes tun und bin dafür auch noch bezahlt worden“, sagt er, und da ist es wieder, das verschmitzte Lächeln des Diakonen aus Leidenschaft.                 

Information: Der Verabschiedungsgottesdienst für Johannes Meyer in der Kreuzkirche am Freitag, 22. März, beginnt um 15 Uhr. Stadtsuperintendent Rainer Müller-Brandes hält den Gottesdienst, der von Axel LaDeur an der Orgel und mit dem Saxofon musikalisch gestaltet wird. Wer sich persönlich verabschieden möchte, ist herzlich zu dem Empfang nach dem Gottesdienst eingeladen.